Muttertag & Vatertag – Ein leiser Blick hinter die Blumensträuße
Wenn der Mai heranrückt, füllen sich die Schaufenster mit Herzchen, Rosen und Pralinen.
Die Werbung ruft: “Zeig deiner Mama, wie sehr du sie liebst!”
Bollerwagen stehen bereit, Biere werden kaltgestellt – der Vatertag naht.
Muttertag und Vatertag – für viele ein liebevoller Anlass, für andere ein Pflichttermin oder ein schmerzlicher Tag.
Doch was steckt wirklich hinter diesen beiden besonderen Tagen?
Ursprünge voller Bedeutung
Der Muttertag, wie wir ihn heute kennen, hat seinen Ursprung in der Frauenbewegung des 19. Jahrhunderts.
Die US-Amerikanerin Ann Maria Reeves Jarvis gründete 1865 eine Mütterbewegung, um Gemeinschaft und Fürsorge unter Müttern zu stärken. Ihre Tochter, Anna Jarvis, machte es sich später zur Lebensaufgabe, einen Gedenktag für alle Mütter zu schaffen. 1908 wurde dieser Wunsch Wirklichkeit. Seither hat sich der Muttertag in vielen Ländern verbreitet – auch bei uns in Deutschland, wo er 1933 offiziell eingeführt wurde.
Der Vatertag hat eine ganz andere Geschichte. Seine Wurzeln reichen bis ins Mittelalter zurück, als kirchliche Prozessionen mehr und mehr von weltlichen Feiern abgelöst wurden. Später wurde er zum Anlass für sogenannte Herrentagspartien – ausgelassene Ausflüge, bei denen das Männliche gefeiert wurde, wie man es damals verstand: mit Bier, Zigarre und lautem Lachen.
Seit 1934 wird in Deutschland der Vatertag an Christi Himmelfahrt gefeiert – ein gesetzlicher Feiertag, der heute ganz unterschiedlich gelebt wird: still, ausgelassen oder auch gar nicht.
Zwischen Dankbarkeit, Schmerz und Sehnsucht
Diese beiden Tage können so viel bedeuten.
Freude, Erinnerungen, Verbundenheit.
Aber auch Trauer, Verlust oder ein Gefühl von Unbehagen.
Nicht jede Kindheit war heil.
Nicht jede Mutter ist (noch) da.
Nicht jeder Vater war präsent.
Und nicht jede Mutter oder jeder Vater erkennt sich selbst in den gesellschaftlichen Idealen wieder.
Vielleicht magst du dich sanft fragen:
Was bedeuten Muttertag und Vatertag für mich – wirklich?
Welche Erinnerungen tauchen in mir auf? Welche Gefühle?
Wofür kann ich heute dankbar sein – ganz unabhängig von Perfektion?
Ehren, was war. Lieben, was ist. Gestalten, was kommt.
Manchmal hilft ein Blick aus der Tiefe:
Wer wären wir ohne unsere Eltern?
Ohne sie gäbe es uns nicht. Kein Jetzt, kein Heute, kein eigener Weg.
Und so vieles, was wir heute sind – unsere Stärken, unsere Sehnsucht, unser Mut – ist auch aus ihrer Geschichte gewachsen.
Aus dem, was sie uns geben konnten. Und auch aus dem, was sie uns nicht geben konnten.
Vielleicht haben sie ihr Bestes gegeben – in ihrer Art, mit ihren Mitteln.
Vielleicht war es nicht genug für dein kindliches Herz.
Und doch: Kannst du heute einen Moment finden, in dem du ihnen innerlich danken kannst – für das, was sie doch möglich gemacht haben?
Welche Kraft hast du durch sie entwickelt?
Woran bist du durch sie gewachsen?
Kannst du ehren, was war – nicht weil alles gut war, sondern weil es ein Teil deines Weges ist?
Und du – als Mutter, als Vater?
Vielleicht bist du selbst Mutter. Oder Vater.
Vielleicht fühlst du dich manchmal überfordert oder fragst dich, ob du genug gibst.
Dann nimm dir heute einen liebevollen Augenblick:
Was bedeutet Elternsein für dich?
Wie sieht deine liebevollste Version davon aus?
Was würdest du deinem Kind gern mit auf den Weg geben – heute, morgen, irgendwann?
Es braucht keine Perfektion. Es braucht Präsenz.
Ein offenes Herz. Ein aufrichtiges Gespräch. Eine Umarmung zur richtigen Zeit.
Ich wünsche dir von Herzen einen stillen, ehrlichen, liebevollen Mutter- oder Vatertag.
Einen Tag, der dich einlädt, zu würdigen – was war, was ist, was kommen darf.
Möge Dankbarkeit wachsen.
Möge Frieden einkehren.
Möge Liebe spürbar werden – leise, echt, lebendig.