Konflikte verstehen – klingt einfacher, als es ist. Denn wenn ich mitten drinstecke, wenn es kracht oder ich innerlich fast explodiere, dann will ich vor allem eins: dass es endlich aufhört.
Schon wieder ich. Schon wieder Streit. Schon wieder muss ich mich entscheiden.
Ich hab es so satt.
Kaum will ich etwas für mich tun, kracht es. Kaum sage ich mal Nein, wird es laut. In der Familie. In der Arbeit. In mir drin. Überall nur Spannungen. Erwartungen. Vorwürfe. Und ich? Ich stehe dazwischen. Immer. Wieder. Ich soll vermitteln, Rücksicht nehmen, stark sein, funktionieren.
Und innerlich? Innerlich schreie ich längst:
„Warum sieht mich eigentlich keiner?!“
„Schon wieder willst du im Urlaub ans Meer, obwohl ich so gern in die Berge will.“
„Kannst du nicht einmal an mich denken?“
„Jetzt soll ich Überstunden machen, obwohl ich meinem Sohn versprochen habe, ihn zum Spiel zu fahren. Ich reiß mir den Arsch auf – und es reicht trotzdem nie!“
Nie bin ich genug. Nie ist es richtig. Immer ist jemand enttäuscht.
Ich weiß nicht mehr, was richtig oder falsch ist. Ich weiß nur: Ich bin müde. Wütend.
Und verdammt traurig.
Weil ich mich selbst kaum noch spüre.
Was will ich eigentlich?
Will ich Frieden? Ja.
Aber nicht um jeden Preis.
Ich will auch gesehen werden. Verstanden. Anerkannt. Einfach mal jemand, der sagt: „Ich sehe dich. Ich verstehe dich.“
Aber das passiert nicht. Stattdessen lande ich im nächsten Streit. Im nächsten Rechtfertigen.
Und tief drinnen brodelt es:
„Warum hört mir keiner zu?! Warum versteht mich keiner?!“
Und wenn ich ganz ehrlich bin: Ich kämpfe nicht nur mit dem Anderen.
Ich kämpfe auch mit mir selbst.
Da ist diese alte Wunde.
Diese Stimme, die sagt:
„Du musst es allen recht machen.“
„Wenn du widersprichst, wirst du abgelehnt.“
„Wenn du laut wirst, bist du falsch.“
Aber heute ist da auch eine andere Stimme. Eine, die sagt:
„Jetzt reicht’s.“
Ich will nicht mehr über mich hinweggehen. Nicht mehr schlucken, nur um zu funktionieren.
Nicht mehr lächeln, wenn ich innerlich schreien will.
Was steckt eigentlich hinter meiner Wut?
Hinter dem Bedürfnis, „Recht zu haben“?
Vielleicht will ich einfach nur gehört werden.
Vielleicht will ich nicht kämpfen – sondern endlich Frieden. Aber echten Frieden. Einen, bei dem ich mich nicht selbst verlieren muss. Einen, bei dem mein Gefühl auch zählt.
Aber wie soll ich Konflikte verstehen, wenn alles in mir tobt? Wenn alte Verletzungen aufbrechen und ich nicht mehr weiß, ob meine Wut von heute ist – oder von damals?
Konflikte verstehen bedeutet oft, einen Schritt zurückzugehen. Zu erkennen, was wirklich in uns wirkt. Welche Gefühle, Ängste und Bedürfnisse sich zeigen.
Und manchmal ist genau das der Wendepunkt: Der Moment, in dem ich beginne, mich selbst zu verstehen – mitten im Sturm.
Vielleicht muss ich dafür etwas anders machen.
Nicht wiederholen, was ich immer tue. Nicht in alte Muster fallen.
Vielleicht muss ich erstmal wirklich hinspüren:
Wo sitzt die Wut in meinem Körper?
Welche Angst liegt darunter? Welche Sehnsucht?
Und was will mir dieser Konflikt eigentlich zeigen?
Ich will nicht mehr „gewinnen“. Ich will ehrlich sein.
Ehrlich mit mir. Mit dem, was ich fühle.
Und mit dem, was ich brauche.
Vielleicht geht es gar nicht darum, Recht zu haben.
Vielleicht geht es darum, mich selbst wiederzufinden – mitten im Chaos.
Vielleicht ist dieser Konflikt nicht das Ende – sondern ein Anfang.
Eine Chance.
Ich will nicht mehr nur „funktionieren“.
Ich will verbunden sein. Mit mir. Mit dem anderen.
Ich will aufhören zu kämpfen – und anfangen zu verstehen.
Und ja: Vielleicht brauch ich dafür Unterstützung.
Aber ich bin bereit.
Bereit, hinzuschauen.
Bereit, mich selbst wieder ernst zu nehmen.
Bereit für Frieden.
Denn ich will nicht nur Recht haben. Ich will wieder glücklich sein.
Vielleicht bist du gerade mittendrin. Im Konflikt. In der Ohnmacht. In der Wut.Und vielleicht spürst du auch: Es darf anders werden.Wenn du bereit bist, hinzuschauen – nicht nur auf die Oberfläche, sondern in die Tiefe – dann begleite ich dich gern.


